Mit jedem neuen Schuljahr erweitert sich der Horizont der im Unterricht behandelten Stoffgebiete, bis am Ende der achten Klasse die ganze Welt in das Blickfeld der jungen Menschen gerückt ist.
Der Prozess, durch den eine neue Erkenntnis gewonnen wird, ist auch für das "lernen-Lernen" in der Mittelstufe genauso wichtig wie das erinnerbare Ergebnis, das dabei errungen wird.
Eigenes Handeln, die künstlerische Auseinandersetzung mit der Materie und mit zunehmendem Alter auch die selbstständige Begriffsbildung durchziehen alle Unterrichtsgebiete.
Werken und Gartenbauunterricht treten zur Handarbeit hinzu.
Von der in der vierten Klasse einsetzenden Heimatkunde geht es in der fünften Klasse weiter zur Geographie Deutschlands, dann Europas und in der achten Klasse
schließlich zu einer ersten Gesamtschau der völkerkundlichen und geographischen Differenzierung der ganzen Erde. Die Naturwissenschaften entwickeln sich von der ersten Menschen- und
Tierkunde in der vierten Klasse über die Pflanzen- und Gesteinskunde bis zur Ernährungslehre und Astronomie im siebten und zur
Anatomie und Sexualkunde im achten Schuljahr. Im sechsten Schuljahr beginnt die Physik, im siebten die Chemie. In beiden
Fächern bilden die genaue Beobachtung und die nüchterne, getreue Wiedergabe der Phänomene den Ausgangspunkt für eine neue Qualität des Denkens: das selbstständige Erkennen von Kausalitäten.
Im fünften Schuljahr findet der Übergang von der Mythologie, die im Erzählstoff der Unterstufe eine wichtige Rolle spielt, zum eigentlichen Geschichtsunterricht statt. Bis zur
achten Klasse wird in exemplarischen Erzählungen ein Bogen von der Urgeschichte bis in die Gegenwart gespannt. Oft werden geschichtliche Zusammenhänge durch das Erzählen von Biographien erlebbar
gemacht.
Die Mittelstufenzeit kulminiert im 8. Schuljahr in drei besonderen Ereignissen: Die Klasse erarbeitet ein großes Theaterstück, jede Schülerin und jeder Schüler liefert eine
individuelle "Jahresarbeit" ab und stellt sie vor großem Publikum dar, und schließlich unternimmt die Klasse eine große Klassenfahrt, die oft zugleich den
Abschluss ihrer Klassenlehrerzeit markiert.
Die römische Geschichtsepoche
Die erste Geschichtsepoche in der sechsten Klasse beschäftigt sich mit dem römischen Reich von seiner noch sagenumwobenen Entstehung bis zum Untergang. Sie ist deshalb besonders interessant, weil
vieles, was in dieser antiken Zeit entwickelt wurde, bis heute zumindest in Europa und Nordamerika Bestand hat, z.B. das Rechtssystem.
Zunächst aber finden die Sechstklässler dann doch die Sage um Romulus und Remus und auch alle anderen „Geschichten in der Geschichte“ (wie den unglaublichen Übergang Hannibals über die Alpen oder
die Schlacht am Teutoburger Wald bzw. bei Kalkriese) spannender als die Entwicklung des römischen Staats.
Nach dem letzten König, den die Römer verbannten, gründeten die Bürger eine Republik (res publica – die „Sache aller“). Wählen durften alle, gewählt werden aber nur die Patrizier. Von den
Sechstklässlern wurde „Patrizier“ sofort und nicht ganz unrichtig mit „die Reichen“ übersetzt. Die Plebejer (sechste Klasse: „die Normalen“) durften aber Volkstribunen aus ihrer Mitte wählen, die
ein Vetorecht hatten (veto = ich verbiete es). Selbstverständlich wurde die nächste unangenehme Anweisung meinerseits („Diktathefte bitte rausholen, wir schreiben ein Diktat“) mit einem
vielstimmigen „Veto!“ beantwortet.
Der beeindruckende Kampf der Karthager, angeführt von Hannibal, führte zu dem Kommentar: „Jetzt weiß ich gar nicht, zu wem ich halten soll – zu Hannibal oder zu Rom!“ Bekanntlich siegten
schließlich die Römer. Hiermit begann der Verfall der römischen Republik, persönlicher Reichtum und eigener Vorteil wurden wichtiger als das Ganze und die römischen Tugenden.
Die Ausbreitung des Christentums war für die gesamte nachfolgende Weltgeschichte bis heute von entscheidender Bedeutung, egal wie man als Erwachsener innerlich dazu stehen mag.