Wenn die Schüler in der 6. Klasse erstmals in den Gartenbau-unterricht kommen, bringen sie bereits einen großen Wissensschatz und eine seelische Verbindung zu den Lebewesen mit. Diesen haben sie
sich in den Tier- und Pflanzenkundeepochen der 4. und 5. Klasse, aber auch schon in Verbindung mit dem Erzählstoff und dem Durchleben der Jahreszeiten, erworben. Auch waren sie bereits in der 3.
Klasse als "Landwirte" tätig. Voller Neugier und auch Tatendrang kommen die Schüler in den Schulgarten, wenn sie in der 6. Klasse sind. Überall gibt es etwas zu entdecken, theoretisches Wissen
gewinnt Boden. Die Schüler erleben diese erste Zeit im Gartenbau-unterricht oft als sehr schöne Zeit.
Aber nachdem sie einen Jahreslauf durchlebt haben, kommen sie als 7. Klässler plötzlich viel kritischer, oft maulig und nur schwerfällig arbeiten in den Unterricht. Sie stehen jetzt mitten in
ihrem eigenen Umbau. Die Gliedmaßen wachsen, die Bewegungen sind nicht mehr so fließend, alles muss neu ergriffen werden und fällt schwer. Vieles was im Gartenbau auf eine ganz bestimmte Weise
getan werden muss, bestimmt die Natur. So lernt der Schüler, dass Lust oder Unlust hier zweitrangig sind.
Der Jahreslauf, das Wetter und die Pflanzen fordern etwas, tue ich
es nicht, erlebe ich die Folgen unmittelbar oder spätestens bei der Ernte, die dann vielleicht gar nicht stattfinden kann. Im sachge-rechten Umgang mit den Geräten, lernen die Schüler
verantwort-liches Handeln und es hilft ihnen schließlich auch, ihre Gliedmaßen wieder zu ergreifen, ein neues, kraftvolles Körpergefühl zu entwickeln.
In der 8. Klasse schließlich durchlaufen die Schüler zum dritten Mal den Jahreslauf, sie haben bereits viele Kenntnisse über die Zusammenhänge in Garten erlebt und können jetzt ihr Wissen zur
Beurteilung von verschiedensten Situationen einsetzen. Jetzt gestalten sie den Garten ein Stück weit mit, bauen Mauern und Wege oder kümmern sich verantwortlich um Staudenbeete, gestalten diese
mit. Immer steht die Frage: "Was ist hier gerade nötig zu tun?" im Vordergrund. Rudolf Steiner begründete die Aufnahme des Gartenbau-Unterrichts in den Lehrplan damit, dass er sagte:
"Die Früchte solcher Tätigkeiten erscheinen dann im Erwachsenen,
sie metamorphosieren sich im Sozialen."