Heileurythmie in der Schule soll vorbeugend wirken, so dass sie nicht
nur für Kinder da ist, die schon erkrankt sind, sondern vor allem um konstitutionelle Einseitigkeiten, die jeder Mensch mehr oder weniger
hat, auszugleichen. Also schaue ich, wie kommt das Kind zu mir, ist es scheu oder übermütig, müde und blass oder ist es nicht zu bremsen durch in sich gestaute Energie?
Die meisten Kinder kommen ganz selbstverständlich mit, es sichtlich genießend, auch einmal einzeln angesprochen zu werden, gut vorbereitet von Schulärztin, Klassenlehrer und Eltern. So sind mit
mir mehrere Menschen bemüht, das einzelne Kind einmal neu zu sehen mit seinen Schwierigkeiten und seine Begabungen. Unsere Schulärztin gibt mir eine von der medizinischen Seite ergänzende
Wahrnehmung und Diagnose. In der Heileurythmie wird der ganze Mensch mit Leib, Seele und Geist angesprochen, so dass ein innerliches Beteiligtsein an den z.B. rhythmischen Übungen wichtig ist. Da
kann ein Püppchen, ein Tier oder eine kleine Geschichte zu den Bewegungen mit Hand und Fuß helfen, sie für das Kind interessant zu machen. Und wie spannend ist es, ob ich ganz gerade wie ein
Seiltänzer vorwärts und rückwärts laufen kann, gar noch mit einem Stab auf dem Kopf und ganz nebenbei stärke ich das aufrechte Gehen und somit das Selbstgefühl, dem Laut I entsprechend. Es werden
ja viele Bewegungen gemacht, die aus der Eurythmie schon bekannt sind. In der individuellen Situation mit einem Kind wird die Übung oft wiederholt, es ist z.B. nötig, immer wieder eine Schnecke
(Spirale) nach innen zu laufen, um das Kind zu sich zu bringen und zu stärken. Wenn man dabei noch die Schnecke grüßt, in dem man die kleinen Finger übereinander legt, hat man noch einmal eine
zentrierende Bewegung und den Laut E.
Verschiedene Laute haben vielfältige Wirkungen. Bei einem Kind ohne Vertrauen wird eine offene Gebärde geübt z.B. ich staune über ein Eichhörnchen im Baum und öffne beide Arme vor Freude, es
entsteht der Vokal A. Immer wieder geübt, kann die Gebärde das Lebensgefühl positiv verändern. Oder das Gegenteil ist der Fall, das Kind ist zu stark allen Eindrücken, die von außen kommen,
ausgeliefert, es muss lernen sich abzugrenzen, einen Schutzmantel um sich zu legen, es wird mit den Armen und Füßen eine abschließende Bewegung ausgeführt, es entsteht der Konsonant B. Diese
Konstitutionsschwächen können Gründe haben, die bis auf die Organe zurück gehen und sich z.B. in einer Nieren- oder Blasenschwäche zeigen. Da die menschliche Gestalt aus Bewegungen entstanden
ist, die sich in den Sprachbewegungen wiederfinden, können diese sinnvollen Bewegungen mit Hand und Fuß und mit der ganzen Gestalt heilend bis in die Organe wirken. Einige Kinder sind schon
morgens müde und angespannt, wenn sie zu mir kommen. Viele Eindrücke gibt es zu bewältigen, schon bevor sie in der Schule angekommen sind. Dann tauchen wir in ein belebendes (L) oder in eine
lösende Bewegung (M) oder lassen die Schultern „lachen“ (mit HA). Im Laufe der Zeit entsteht ein kleines Programm mit einer Anfangsübung, einem rhythmischen Teil, ein bis zwei Hauptübungen und
einem Abschluss.
Am Ende der Epoche können die Eltern bei der Heileurythmie dabei sein und sehen, welche Übungen ihr Kind gelernt hat.
Da die Bewegungskoordination stark mit der Fähigkeit zu lernen zusammen hängt, bekommt das Kind Hilfen besser zu lernen, aber auch sich harmonischer in seinen sozialen Fähigkeiten zu entfalten.
Margarete Bock